Logo Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg Es gibt ein Problem in Sachen Artenkenntnis

Wir wissen: Lebensräume werden zerstört, Arten sterben aus. Aber wer bemerkt das noch? Viele kennen die Natur vor der Haustüre nicht mehr. Neben vielen Tier- und Pflanzenarten drohen aber auch die Fachleute auszusterben, die diesen Verlust und damit dessen Auswirkungen auf das ökologische Gefüge benennen können. Deshalb hat der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) die “Initiative Artenkenntnis” angestoßen.

Jugendliche bei Exkursion am Weiher Artenexperten fehlen!

Wer sich bei Planungsbüros und in der Naturschutzverwaltung erkundigt, wie gut sie ihren Bedarf an neuen Mitarbeitenden mit fundierten Artenkenntnissen decken können, erhält meist ähnliche Antworten: “Schwierig”.

Taxonomie, also die Lehre von der Klassifizierung der Arten, wird an den Hochschulen kaum noch vermittelt – in Baden-Württemberg ebenso wie anderswo. Der LNV versucht, mit der Initiative Artenkenntnis entgegen zu wirken.

Die “Initiative Artenkenntnis” soll das ändern. Bereits 2016 hatte der LNV eine Umfrage unter Planer*innen und in den Naturschutzbehörden gestartet. Weitere Abfragen erfolgten 2020 und 2021. Das Ergebnis auch hier: Qualifizierte Bewerber*innen mit Arten- und Kartierkenntnissen sowie landschaftsplanerischen Fähigkeiten sind in Baden-Württemberg selten (zu den Ergebnissen). Deutschlandweit sieht es nicht besser aus.

Projekt Youth in Nature

Damit jungen naturinteressierten Menschen der Weg zum Artenkenner oder zur Artenkennerin bereitet wird, hat der Landesnaturschutzverband als Bestandteil der Initiative Artenkenntnis das Jugendprojekt “Youth-in-Nature” ins Leben gerufen.
Youth in Nature richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die bereits erste Erfahrungen gesammelt haben und diese vertiefen möchten. Gemeinsam mit einer festen Gruppenleitung und einer Expert*in für die jeweilige Artengruppe erfahren sie bei Exkursionen wie Arten bestimmt und erfasst werden und wie die Profis arbeiten.

Ein Fünftel weniger Artenkenner*innen als vor 20 Jahren

Wer in Zeiten des Insektensterbens etwa nach Käfer-Fachleuten sucht, muss geduldig sein. Spezialist*innen gibt es nur für rund die Hälfte der heimischen Käferfamilien. Lediglich rund 20 Personen in Deutschland erkennen alle 550 Arten von Laufkäfern. Viele davon sind betagte Senior*innen. Stechmücken können nur von einem guten Dutzend Personen bis auf Artniveau bestimmt werden.

Insgesamt ergab eine Befragung, dass in den vergangenen 20 Jahren die Gruppe der Artenkenner*innen um 21 Prozent geschrumpft ist. Möchten Sie Artenkenner*in werden? Dann melden Sie sich bitte bei uns.