Es gibt ein Problem in Sachen Artenkenntnis
Wir wissen: Lebensräume werden zerstört, Arten sterben aus. Aber wer bemerkt das noch? Viele kennen die Natur vor der Haustüre nicht mehr. Neben vielen Tier- und Pflanzenarten drohen aber auch die Fachleute auszusterben, die diesen Verlust und damit dessen Auswirkungen auf das ökologische Gefüge benennen können. Deshalb hat der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) die „Initiative Artenkenntnis“ angestoßen.
Artenexperten fehlen!
Bereits 2016 hatte der LNV eine Umfrage unter Planer*innen und in den Naturschutzbehörden gestartet. Weitere Abfragen erfolgten 2020 und 2021. Das Ergebnis: Qualifizierte Bewerber*innen mit Arten- und Kartierkenntnissen sowie landschaftsplanerischen Fähigkeiten sind in Baden-Württemberg selten (zu den Ergebnissen). Deutschlandweit sieht es nicht besser aus.
Wer in Zeiten des Insektensterbens etwa nach Käfer-Fachleuten sucht, muss geduldig sein. Spezialist*innen gibt es nur für rund die Hälfte der heimischen Käferfamilien. Lediglich rund 20 Personen in Deutschland erkennen alle 550 Arten von Laufkäfern. Viele davon sind betagte Senior*innen. Stechmücken können nur von einem guten Dutzend Personen bis auf Artniveau bestimmt werden. Insgesamt ergab eine Befragung, dass in den vergangenen 20 Jahren die Gruppe der Artenkenner*innen um 21 Prozent geschrumpft ist.
Taxonomie, also die Lehre von der Klassifizierung der Arten, wird an den Hochschulen kaum noch vermittelt – in Baden-Württemberg ebenso wie anderswo. Der LNV versucht, dieser Entwicklung mit seiner Initiative Artenkenntnis entgegen zu wirken.
Projekt Youth in Nature
Damit jungen naturinteressierten Menschen der Weg zum Artenkenner oder zur Artenkennerin bereitet wird, hat der Landesnaturschutzverband als Bestandteil der Initiative Artenkenntnis das Jugendprojekt „Youth-in-Nature“ ins Leben gerufen.
Youth in Nature richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die bereits erste Erfahrungen gesammelt haben und diese vertiefen möchten. Gemeinsam mit einer festen Gruppenleitung und einer Expert*in für die jeweilige Artengruppe erfahren sie bei Exkursionen wie Arten bestimmt und erfasst werden und wie die Profis arbeiten.
Tag der Artenvielfalt
Mit dem landesweiten Aktionstag möchte der LNV für heimische Naturschätze sensibilisieren und die Themen Artenvielfalt und Artenkenntnis in den öffentlichen Fokus rücken. Seit 2022 ruft der LNV jedes Jahr Vereine, Kommunen, Schulen, Naturschutz-Zentren und andere Organisationen auf, entsprechende Veranstaltungen anzubieten. Das können Exkursionen, Wanderungen, Vorträge, Gartenbegehungen und andere Veranstaltungsformate sein.
Im Juli 2024 erhielt der LNV im Rahmen der Kronkorken-Sammelaktion „Ein Herz fürs Ländle“ von Stuttgarter Hofbräu einen Spendenscheck von 6.000 Euro für den Aktionstag. Mit der Sammelaktion wurde eine Spendensummer von 45.000 Euro erzielt. 45 Tage lang verloste Stuttgarter Hofbräu täglich 1.000 Euro für die Gewinner plus 1.000 Euro als Spende für Vereine und Projekte der Region. Pressemitteilung